Nackenstart statt stressgeschwächt
Ein stechendes Gefühl, welches jeden Tag tausende Menschen begleitet. Es gibt viele verschiedene Methoden, um es erträglicher zu machen, doch verschwinden tut es oft nicht ganz. Auch du, liebe/r Leser:in, könntest an den ebenbeschriebenen Nackenschmerzen leiden. Oft werden sie durch Anspannung und Stress ausgelöst und aufrechterhalten. Auch mir geht es so und die Schmerzen treten vor allem in stressigen Situationen auf. Vieles habe ich probiert, doch was genau kann mir gegen die Nackenschmerzen helfen oder gegen das eigentliche Problem, den Stress? Eine Studie besagt, dass Stress durch wahrgenommene soziale Unterstützung abgeschwächt werden kann (McLean et al.,2022). Was dies genau bedeutet und wie es funktioniert, soll durch die nächsten Zeilen klarer werden.
Soziale Unterstützung
Wahrgenommene soziale Unterstützung kann definiert werden als das Wissen, dass bei Bedarf, Unterstützung gegeben wird (Uchino et al., 2012). Sie ist Teil der emotionalen und instrumentellen Unterstützung und die Wirksamkeit hängt von der Übereinstimmung zwischen Quelle, Art, Zeitpunkt und den Bedürfnissen des Einzelnen ab (McLean et al., 2022). McLean et al. (2022) untersuchten die wahrgenommene soziale Unterstützung und deren Rolle bei Stress von Erstsemestler:innen. Stress wurde bei den Erstsemestler:innen automatisch durch die vielen verschiedene Veränderungen aufgrund des Neuanfangs an der Universität ausgelöst. Die Erwartung der Autor:innen, dass Teilnehmer:innen mit mehr wahrgenommener sozialer Unterstützung weniger Stress wahrnehmen werden, konnte bestätigt werden. McLean et. al. (2022) haben zusätzlich Zusammenhänge mit dem Geschlecht gefunden. 42% der Studentinnen gaben an, hohe soziale Unterstützung zu erhalten, während dies nur für 27% der Teilnehmer der Fall war. Dies zeigt auf, dass Frauen vermehrt hohe soziale Unterstützung wahrnehmen als Männer.
Stress und Depression
Eine weitere Untersuchung zu Stress und wahrgenommener sozialer Unterstützung hatte das Ziel, soziale Unterstützung und dessen Rolle für den Zusammenhang zwischen Stress und Depression zu untersuchen. Dies ist auch unter dem sogenannten Puffereffekt bekannt, welcher besagt, dass der Effekt von Stress durch soziale Unterstützung abgeschwächt werden kann (Cohen, 2004). Wang et. al (2014) fanden heraus, dass bei Universitätsstudent:innen aus China soziale Unterstützung die Auswirkung, welche Stress auf Depression hat, beeinflusste. Bei geringer Wahrnehmung der sozialen Unterstützung, hat Stress einen stärkeren Zusammenhang mit Depression. Hohe wahrgenommene soziale Unterstützung kann somit helfen, den Zusammenhang zwischen Stress und Depression zu verringern, oder in anderen Worten: «abzupuffern». Das heisst bei hohem Stress und gleichzeitig hoher sozialer Unterstützung resultieren weniger negative Gefühle als bei gleichzeitig niedriger sozialer Unterstützung. Ein Netzwerk an unterstützenden Personen ist also hilfreich, um den Einfluss von Stress auf Depression zu vermindern bzw. um mit negativem Affekt in stressigen Situationen besser klarzukommen.
Die heilende Umarmung
Wir haben nun gesehen, dass soziale Unterstützung helfen kann, mit Stress besser umzugehen. Stress ist etwas, das wir alltäglich erleben und womit wir ständig zu kämpfen haben. Auch eine Krankheit kann als eine stressige Situation interpretiert werden. Deshalb wollen wir euch noch eine weitere Studie vorstellen, die untersucht hat, ob soziale Unterstützung oder noch genauer Umarmungen helfen können, eine Erkrankung vorzubeugen. Cohen et. al. (2014) haben Erwachsene im Alter von 18-55 untersucht und herausgefunden, dass zwischenmenschlicher Stress, soziale Unterstützung und Umarmungen sowohl mit einer Infektion als auch mit Krankheitszeichen zusammenhängen. Dies zeigte sich so, dass für Teilnehmer:innen, die eine geringe soziale Unterstützung wahrnahmen, häufigere zwischenmenschliche Spannungen und Konflikte mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einer Infektion verbunden waren. Bei Teilnehmer:innen, die eine hohe soziale Unterstützung wahrnahmen, traf das nicht zu. Man kann hier also festhalten, dass Personen, die mehr Umarmungen (als Form von sozialer Unterstützung) erhalten haben, bei Stress besser geschützt sind vor Krankheiten und Krankheitssymptomen.
Lösungsvorschläge zum ursprünglichen Problem
Um nun zurück auf das anfängliche Problem der Nackenschmerzen zu kommen, können wir festhalten, dass Stress und vor allem auch dessen Folgen tatsächlich durch wahrgenommene soziale Unterstützung vermindert werden können. Nicht nur hilft soziale Unterstützung gegen Niedergeschlagenheitsgefühle, die durch Stress verursacht wurden, sie schützt uns sogar vor Erkrankungen!
Löst soziale Unterstützung also all unsere Probleme? Vielleicht nicht ganz, aber sicherlich einige... Deshalb hier einige Vorschläge an euch, liebe Leser und Leserinnen.
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Umgibt euch mit eurem sozialen Umfeld, denn sie können euch helfen negative Emotionen, die durch Stress verursacht werden, zu vermeiden!
Wenn du also gerade unter Nackenschmerzen leidest, leg dein Computer auf die Seite und verbringe Zeit mit deinen Liebsten, am besten noch mit einer langen Begrüssungsumarmung.
Literaturverzeichnis
Cohen, S. (2004). Social relationships and health. American psychologist, 59(8), 676.
Cohen, S., Janicki-Deverts, D., Turner, R. B., & Doyle, W. J. (2015). Does hugging provide stress-buffering social support? A study of susceptibility to upper respiratory infection and illness. Psychological science, 26(2), 135-147. https://doi.org/10.1177/0956797614559284
McLean, L., Gaul, D., & Penco, R. (2023). Perceived social support and stress: A study of 1st year students in Ireland. International Journal of Mental Health and Addiction, 21(4), 2101-2121. https://doi.org/10.1007/s11469-021-00710-z
Uchino, B. N., Bowen, K., Carlisle, M., & Birmingham, W. (2012). Psychological pathways linking social support to health outcomes: A visit with the “ghosts” of research past, present, and future. Social science & medicine, 74(7), 949-957. https://doi.org/10.1016/j.socscimed.2011.11.023
Wang, X., Cai, L., Qian, J., & Peng, J. (2014). Social support moderates stress effects on depression. International journal of mental health systems, 8(1), 1-5. https://doi.org/10.1186/1752-4458-8-41